Weitere Anleitungen gibt es hier: Conger / Elb-H-Jolle / Kielzugvogel / Ratzeburger See

Dieser Leitfaden soll das Setzen der Segel bei der Elb-H-Jolle erleichtern. Er ist als Hilfestellung für noch nicht so erfahrene H-Jollen-Segler gedacht, enthält aber auch Tipps für erfahrene H-Jollen-Fans. Dieser Leitfaden ist keine Vorschrift oder Besserwisserei. Nach unseren Erfahrungen beschreibt er aber einen Weg, zu zweit die Segel der H-Jolle leicht und gut und ohne Schäden am Rumpf oder an Deck zu setzen. Habt Ihr neue Ideen für diesen Leitfaden oder fallen Euch noch Verbesserungen ein, so teilt sie uns mit. Eure Anregungen sind willkommen. Voraussetzung für das Setzen der Segel ist das Festmachen der Elb-H-Jolle an einer Boje. Bitte legt möglichst nicht am Steg an, da an der Boje beim Segelsetzen und Schwojen der Rumpf der H-Jolle nicht gegen den Steg gedrückt werden kann und somit das Boot deutlich geschont wird.

Reihenfolge des Segelsetzens: Erst das Vorsegel, dann das Großsegel

Setzen der Fock

  1. Die zusammengerollte Fock wird auf dem Vorschiff entrollt.
  2. Der Segelhals wird mit dem Schraubschäkel am Bugbeschlag in dem gedrehten Schäkel befestigt.
  3. Das Fockfall von der Stb-Belegklampe lösen, den Fockschäkel am Mastbeschlag lösen und in den Kopf des Vorsegels einschäkeln. Bitte ein Vertörnen von Fockfall und Spifall vermeiden.
  4. Das Fockfall dichtholen und zunächst auf der Stb-Klampe belegen.
  5. Den „Flaschenzug“ zum Durchsetzen der Fock klarieren. Der Flaschenzug muss leicht zu- und wieder aufziehbar sein, damit sich die Fock leicht dichtholen und wieder lösen lässt.
  6. Die obere Umlenkrolle des „Flaschenzugs“ wird in den Schäkel des Fockfalls eingeschäkelt.
  7. Dann wird die Fock mit dem „Flaschenzug“ kräftig durchgesetzt. Bitte die Vorliekspannung am Drahtvorstag der Fock prüfen. Das bisherige Vorstag muss völlig entspannt sein. Ohne das gesetzte Großsegel kann jetzt der Mast ruhig etwas nach vorne geneigt sein, was an der Mastdurchführung im Vorderdeck überprüft werden kann.
  8. Die Fockschoten durch die Führungsaugen und die Umlenkrollen einziehen. Bei der H-Jolle werden die Fockschoten innen geführt, d. h. zwischen den Wanten und dem Mast und nicht außerhalb der Wanten.
  9. Bitte an der Boje die Fockschoten nicht belegen, damit sich die Fock frei bewegen kann. Während des Setzens des Großsegels ist es sehr unangenehm, wenn das Schiff in einer Bö plötzlich über die dichtgesetzte Fock an der Boje Fahrt aufnimmt. Beim folgenden Einrucken in die Bojen kann man vor dem Mast stehend leicht unfreiwillig Alsterwasser trinken.

Setzen des Großsegels

Das Setzen des Großsegels gelingt leichter, wenn zwei Segler gut zusammenarbeiten. Im Folgenden werden daher die Arbeiten von Segler 1 (S1) und Segler 2 (S2) beschrieben.

  1. Der Baumniederholer ist gelöst. Der Baum wird am Mast in der oberen Position arretiert, damit das Vorliek des Großsegels später durch Niederdrücken des Baums durchgesetzt werden kann.
  2. Der Unterliekstrecker wird je nach Windstärke dichter (strammer) gesetzt. Das geht jetzt noch leicht. Ist erst das Großsegel gesetzt, muss mit dem Unterliekstrecker auch noch das Achterliek durchgesetzt werden.
  3. S1 löst die Gummistropps der Spinne, die die Gaffel halten. Achtung! Der achterlichste Gummistropp bleibt zunächst belegt, damit die Gaffel nicht auf das Achterdeck fallen kann. S2 löst den Schäkel des Piekfalls vom Mastbeschlag, führt ihn nach achtern und schäkelt beide Stahlseile der Gaffel ein. Bitte auf ein Vertörnen von Piekfall und Klaufall achten!
  4. Wenn S2 die Gaffel klar zum Setzen hat, löst S1 den achterlichen Gummistropp und hält die Gaffel mit der Hand fest.
  5. Zum Setzen der Gaffel holt jetzt S2 vorsichtig mit einer Hand das Piekfall dicht und verhindert mit der anderen Hand das Steigen der Klaue am Mast. S1 hebt unterstützend die Gaffel achtern leicht an. Bereits ein Gaffel-Anstellwinkel von etwa 15–20 Grad verhindert ein Hochschnellen der Klaue am Mast.
  6. S2 setzt nun das Piekfall beidhändig weiter dicht bis zwischen der Umlenkrolle des Piekfalls an der Mastspitze und dem Schäkel an der Gaffel noch etwa 1 Meter Platz ist. Das Piekfall wird zunächst auf einer Bb-Klampe belegt. Wird das Piekfall zu dicht gesetzt, ist später das Belegen der Großschot wegen des geringen Platzes zwischen Gaffel und Mast schwierig. Wird das Piekfall nicht dicht genug gesetzt, kann der Baum noch auf dem Achterdeck schleifen, wenn die Klau später bis zum mittleren Mastbeschlag dicht gesetzt worden ist.
  7. Nun das Klaufall von der Bb-Klampe lösen und etwas dichtsetzen bis die Klaue in Höhe des mittleren Mastbeschlags hängt. Auch das Klaufall zunächst wieder belegen. Jetzt ist die Gaffel für das Setzen des Großsegels vorbereitet.
  8. S1 löst die verbliebenen Gummistropps der Spinne, die das Großsegel auf dem Baum halten, und nimmt auch die Spinne weg. Außerdem wird die Großschot gelöst und viel Lose in die Schot gegeben, damit beim Segelsetzen das Kentern durch festgesetzte Großschot vermieden wird!
  9. Zum Setzen des Großsegels nehmen die Segler jetzt folgende Positionen ein: S1 bleibt achtern, entfernt die Baumstütze und hält den Baum in der Hand. S2 platziert sich mit dem Großfall (pinkfarbener Tampen, Bb-Seite) und dem Kopf des Großsegels in der Hand vor dem Mast.
  10. S2 führt durch vorsichtiges Dichtholen des Großfalls den Segelkopf durch den Stahlvorfädler an der Klau in die Nut der Gaffel ein.
  11. Danach wird das Vorliek des Großsegels mit dem Großfall Stück für Stück in die Gaffel eingezogen bis der Segelkopf die Umlenkrolle am achterlichen Ende der Gaffel erreicht. S2 sichert dann das Großfall in der Kammklemme an der Gaffel.
  12. Das lose Ende des Großfalls wird jetzt von S2 auf der Stb-Klampe auf dem Deck mit etwas Lose befestigt und aufgeschossen. Bitte nicht vergessen. Das Fall weht sonstwie ein langer Verklicker im Wind und kann sich beim Passieren anderer Schiffe in deren Rigg verfangen.
  13. S1 behält weiterhin den Baum in der Hand, der sonst auf das Achterdeck fallen würde.
  14. S2 legt zunächst die Buchten der Reileine, die das Großsegel am Mast führen, über den mittleren Mastbeschlag, steigt vom Vordeck in das Boot zurück, löst dann das Klaufall von der Bb-Belegklampe und setzt die Klau dicht.
  15. Erreicht die Klau den oberen Mastbeschlag, verklemmen sich die Buchten der Reileine leicht an diesem Beschlag. S1 vergewissert sich, dass die Großschot freilaufen kann, und legt den Baum vorsichtig aus der Hand. Durch das Setzen der Klau bis zum oberen Mastbeschlag kann der Baum nun nicht mehr das Achterdeck erreicht. Berührt der Baum trotzdem noch das Achterdeck, muss S2 das Piekfall mehr dichtholen.
  16. S1 geht nun nach vorne auf das Vordeck und legt die Buchten der Reileine über den oberen Mastbeschlag während S2 das Klaufall weiter langsam dichtholt.
  17. Achtung! Während dieser Arbeiten hängt das Großsegel zwar noch relativ schlaff an der Gaffel, aber ein Windstoß kann es bereits füllen. Ist jetzt die Großschot nicht klariert, besteht erhöhte Kentergefahr, da zudem beide Segler am Bug beschäftigt sind.
  18. S2 setzt das Klaufall auf einer Bb-Belegklampe dicht. Eventuell mit zwei Kopfschlägen belegen.
  19. Jetzt wird das Piekfall dichtgeholt und ebenfalls auf einer Bb-Belegklampe belegt (ggf. auch doppelt). Das nicht ganz reckfreie Piekfall muss gut durchgesetzt werden, damit das Großsegel bei Kursen hoch am Wind keine Falte bekommt (eine Falte im Großsegel sieht einfach schlecht aus).
  20. Das Vorliek des Großsegels wird durch Niederdrücken des Baums am Mastschiene leicht durchgesetzt. Ist die Klau gut durchsetzt, kann man den Baum nur etwa 1-2 Rasten in der Mastschiene herunterdrücken.
  21. Bei wenig Wind kann noch die Profiltiefe des Großsegels durch Fieren des Unterliekstreckers vergrößert werden.
  22. Baumniederholer dichtholen und mit zwei halben Schlägen an der Umlenköse zusätzlich belegen, damit sich der Niederholer während des Segelns nicht lösen kann.

Kontrolle der Segel vor dem Ablegen

  1. Das Großsegel steht faltenfrei, Vor- und Unterliek sind durchgesetzt, das Achterliek ist straff.
  2. Das Vorsegel ist nicht um das Vorstag gewickelt, das Vorliek ist durchgesetzt.
  3. Der Mast steht etwa in der Mitte seiner Decksdurchführung und scheuert nicht an ihr. Sonst ggf. die Vorliekspannung der Fock mit dem „Flaschenzug“ korrigieren.
  4. Spätestens jetzt die Fender einholen.
  5. Bitte nach dem Segeln das Schwert aufholen und sichern.

Das Reffen

Die H-Jolle besitzt ein Bindereff. Die Fläche des Großsegels wird damit um etwa ein Drittel gekürzt. Allen Unkenrufen zum Trotz segelt die H-Jolle mit dem ersten Reff auch noch bei 5-6 Bft. und böigem Wind außerordentlich stabil. Mit Fock und erstem Reff ist die Jolle deutlich besser zu segeln als nur mit dem vollen Groß, wo die Luvgierigkeit das Steuern schwermacht. Einziger Nachteil des Bindereffs ist, dass es „auf See“ recht kompliziert einzubinden ist. Meist geht mindestens ein Schäkel über Bord, da die H-Jolle wegen der kleinen Fock nur unwillig beiliegt und bei leichten Dichtholen des Großsegels sofort wieder Fahrt aufnimmt.
Es sei daher folgendes empfohlen:
Wenn schon reffen, dann bereits im Hafen vor dem Setzen der Segel. Muss „auf See“ gerefft werden, nimm lieber die Fock weg. Übrigens ist ein Ausreffen beim Segeln sehr leicht möglich. Man fährt dazu so hoch am Wind, dass die Fock gerade noch steht, das Großsegel fällt dann am Vorliek schon deutlich ein. Bereits ein geringes Fieren der Großschot erlaubt jetzt ein bequemes Lösen aller Reffleinen und Reffbändsel bei langsamer Fahrt durch die Fock. Das Einbinden des Reffs im Hafen beginnt vor dem setzen der Fock:

    1. Die Kausch des ersten Reffs ist an das Vorliek des Großsegels angenäht. Sie wird in den Reffhaken am Baum an Stb eingehakt.
    2. Wenn der Unterliekstrecker gelöst ist, kann sein Schäkel leicht vom Schothorn des Großsegels gelöst werden. Es ist jetzt nicht ausreichend, diesen Schäkel nur in das Schothorn des ersten Reffs einzuführen, da dieses Schothorn so nicht auf dem Baum dichtgesetzt werden kann. Wesentlich besser ist es, wie auch auf Dickschiffen üblich, das Schothorn des ersten Reffs mit einem Palstek auch am Baum zu befestigen. Der clevere Weg geht daher so:
    3. Palstek am Schäkel des Schothorns lösen. Unterliekstrecker zunächst durch das Schothorn führen, dann unter dem Baum hindurchführen und mit einem Palstek wieder mit dem Schothorn verbinden. Jetzt den Unterliekstrecker stark dichtsetzen! So wird das Schothorn des gerefften Großsegels nicht nur nach hinten, sondern auch nach unten auf den Baum gezogen.
    4. Jetzt noch die Reffbändsel mit Kreuzknoten verbinden. Bitte nicht fest anziehen, die Reffbändsel sollen den gerefften Teil des Segels nur locker halten.

 Liegeplatz: Nr. 9

Die Jolle liegt auf Platz Nr.9 und wird mit den beiden Karabinerhaken am Heck befestigt. Der Karabinerhaken der Bugleine wird in dem Metallauge der Drahtleine der Boje befestigt.